Unsere DEGEV FAQ gibt Antworten
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Was versteht man unter Factoring?
Factoring ist die gewerbliche, revolvierende Übertragung von Forderungen eines Unternehmens gegen einen oder mehrere Forderungsschuldner vor Fälligkeit an ein Kreditinstitut oder ein Factoringunternehmen (= Außenfinanzierung durch Forderungsverkauf). Das Factoring ist ein Instrument der kurzfristigen Finanzierung und eröffnet dem Factoringnehmer die Möglichkeit, Gebührenforderungen mit einer Höchstlaufzeit von 90 bis 120 Tagen an ein Factoringunternehmen zu verkaufen (schnelle Liquidität, größere Unabhängigkeit von der Hausbank). -
Wo liegt der Unterschied zwischen Factoring und Inkasso?
Die Inkassodienstleistung ist nach § 2 Abs. 2 Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) erlaubnispflichtige Rechtsdienstleistung. Beim echten Factoring handelt es sich dagegen um eine erlaubnisfreie Tätigkeit im Sinne des RDG. Denn die Geltendmachung von Forderungen, die im Rahmen eines echten Factoringgeschäfts erworben wurden stellt deshalb keine Rechtsdienstleistung dar, weil insoweit die eigene Forderung gegenüber dem Schuldner geltend gemacht wird. -
Welche Vorteile bringt das Factoring?
Durch Factoring- gewinnen die Kanzleien finanziellen und strategischen Handlungsspielraum;
- wird der Liquiditätszufluss planbar und damit die Position speziell gegenüber der Hausbank gestärkt;
- wird der Steuerberater nicht mehr durch Zahlungsverzug/Zahlungsausfälle von Mandanten belastet;
- gewinnen Steuerberater hundertprozentigen Ausfallschutz,
- wird der Steuerberater beim Debitorenmanagement entlastet;
- findet eine fortlaufende Bonitätskontrolle der Debitoren statt und
- entfallen die Kosten für eine Kreditversicherung.
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Welche Auswirkungen hat Factoring auf die Bilanz?
Durch Factoring- die Bilanz verkürzt und
- die Eigenkapitalquote erhöht.
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Sind individuelle Modelle möglich?
Ja. Die einzelnen Dienstleistungsvarianten werden auf die Wünsche des Steuerberaters/Rechtsanwalts zugeschnitten. -
Was kostet Factoring?
Die Gebühren für das Factoring werden individuell nach Aufwand kalkuliert. Sie liegen in der Regel im unteren Skontobereich. Teile der Kosten lassen sich durch Synergieeffekte kompensieren, die zum Beispiel durch die administrative Entlastung entstehen. -
Ist die Umsetzung aufwendig?
Nein. Erforderlich ist lediglich ein Rahmenvertrag zwischen Factor und Steuerberater/Rechtsanwalt. Danach werden die Rechnungen beim Factor eingereicht im Rahmen des Kanzleilimitkontos. -
Wird Factoring von meinen Mandanten akzeptiert?
Factoring hat sich allgemein als vollwertige Alternative zu herkömmlichen Formen der Unternehmensfinanzierung etabliert. Heute sehen es die meisten Unternehmen als Qualitätsmerkmal an, wenn ihre Geschäftspartner Factoring einsetzen, weil dies eine entsprechende Bonität voraussetzt. In vielen Fällen arbeiten bereits beide Seiten mit Factoring. -
Wie geht die DEGEV mit meinen Mandanten um?
Der Steuerberater bleibt stets Herr des Handelns; er allein bestimmt, wann und wie der Mandant gemahnt werden soll. Erforderlich ist nur, dass der Factor über abweichende Vereinbarungen des Steuerberaters mit seinem Mandanten informiert wird. -
Muss ich Sicherheiten leisten?
Nein, dingliche Sicherheiten sind nicht erforderlich. Der Vertrag kommt auf Basis der abgetretenen Forderungen und der Bonität eines Unternehmens zustande. -
Was heißt Bonität?
Bonität oder Kreditwürdigkeit ist die Fähigkeit einer natürlichen Person oder von Unternehmen, die aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen (wirtschaftliche Rückzahlungsfähigkeit) und die Bereitschaft, diese zurückzuzahlen (Zahlungswilligkeit). -
Was heißt Delkredererisiko?
Darunter versteht man die vom Factor allein zu tragende Gefahr des Forderungsausfalls. -
Was ist echtes Factoring?
Darunter versteht man die Übernahme des vollen Ausfallrisikos gekaufter Forderungen durch den Factor (Delkredere). Der Steuerberater haftet aber für den Rechtsbestand der Forderungen (siehe: Veritätsrisiko). -
Was ist ein Factor?
Anbieter der Finanzdienstleistung Factoring. -
Was ist Fälligkeitsfactoring?
Der Factoringkunde bekommt hier sofort die Delkredere-Haftung und den gesamten Service geboten, erhält allerdings die Bevorschussung der unbezahlten Forderungen erst, wenn diese bis zum Tage der Fälligkeit noch nicht bezahlt wurden. -
Was ist Full-Service Factoring?
Zusätzlich zur direkten Liquidität übernimmt der Factor das Debitorenmanagement. -
Was ist Inhouse-Factoring?
Debitorenbuchhaltung inklusive Mahnwesen verbleibt beim Steuerberater. Der Factor übernimmt Finanzierung sowie Delkredererisiko und wird nach Abschluss des außergerichtlichen Mahnverfahrens mit dem Einzug der Forderung beauftragt. -
Was versteht man unter „offenem Factoring“?
Beim offenen Factoring erfährt der Mandant bereits mit der Rechnungsstellung und dem darauf befindlichen Abtretungsvermerk und Kontonummer des Factors von dem Verkauf der Rechnung. Spätestens jedoch beim Mahnschreiben des Factors wird die Abtretung ersichtlich. -
Was ist die Besonderheit des stillen Factorings?
Die Zustimmung des Mandanten ist nicht notwendig; dieser erfährt von der Abtretung nichts. Es erspart die lästige Formalie, sich von jedem Mandanten die schriftliche Zustimmung zur Abtretung einzuholen zu müssen und ihn entsprechend zu informieren bzw. die Forderung erst rechtskräftig feststellen zu lassen. Beim Factoringunternehmen muss es sich um „Personen und Vereinigungen i. S. des § 3 Nr. 1–3 StBerG “ handeln (Steuerberater, Steuerbevollmächtigte, Rechtsanwälte, niedergelassene europäische Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und vereidigte Buchprüfer (Nr. 1), Partnerschaftsgesellschaften, deren Partner ausschließlich die in Nr. 1 genannten Personen sind (Nr. 2) und Steuerberatungsgesellschaften, Rechtsanwaltsgesellschaften, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Buchprüfungsgesellschaften (Nr. 3)). -
Was versteht man unter „unechtem Factoring“?
Beim unechten Factoring verbleibt das Forderungsausfallrisiko
(= Delkredererisiko) beim Steuerberater. -
Was ist ein Veritätsrisiko?
Darunter versteht man die Haftung für die fehlende oder eingeschränkte Rechtsbeständigkeit von Forderungen. -
Was ist ein Kanzlei-Limitkonto?
Auf der Grundlage des angedienten Bruttojahresumsatzes wird dem Steuerberater ein sog. Kanzlei-Limitkonto eingerichtet. Es beträgt grundsätzlich 1/8 des angedienten Umsatzes bei einer durchschnittlichen Forderungslaufzeit von 45 Tagen (45/360 = 1/8).
Beispiel:
Angedienter Bruttojahresumsatz:160.000 EUR
Kanzlei-Limitkonto 1/8 = 20.000 EUR -
Gibt es einen Mindestumsatz, den ich andienen muss?
Nein. Auch geringe Umsätze können gefactort werden.